Städte Morgen: Verkehr

28. März 2017

ALTSTADTNEU mit Ideen für bessere Städte

Eine moderne Gesellschaft zeichnet sich durch vieles aus, doch hat die Möglichkeit sich schnell von A nach B zu bewegen einen enormen Unterschied gemacht, wie wir heute leben. Dabei geht es nicht nur darum die Eltern in einem anderen Bundesland zu besuchen, sondern auch um das Reisen, Post und Waren zu versenden, Importieren, Exportieren und so weiter. Die Möglichkeit schnell und ohne großen Aufwand über hundert Kilometer die Stunde zu fahren hat Städte weiter zusammen gebracht, hat neue Möglichkeiten für die Wirtschaft eröffnet und heute wissen wir – schnell, ist noch nicht schnell genug. Günstig, ist noch nicht günstig genug. Einfach, ist noch nicht einfach genug.

Städte stehen vor dem Problem, dass sie reine Fahrbahnen geworden sind, verdreckt und beherrscht von Autos – die aber tatsächlich die meiste Zeit nur stehen und warten. Der Standard-Takt des Tagesablaufes sorgt jeden Tag für Stau, Menschen sind gestresst, werden krank. Gleichzeitig ist das Auto die Melkkuh schlechthin. Wo liegt also der Kompromiss zwischen Autos und öffentlichen Verkehrsmitteln? Will man überhaupt Autos aus der Stadt verbannen?

Besser im Jetzt

Natürlich geht man nicht her, denkt sich was Feines aus und zerstört die aktuelle Struktur, um eine Optimierte aufzubauen. Doch Investitionen in die aktuelle Struktur werden unumgänglich sein. Die Frage ist nur, wie sehr man daran auch interessiert ist. Man denke, dass man als Bewohner (oder besser Arbeiter) in der Stadt, meist denselben Weg in die Arbeit nutzt. Dabei ist es vielen egal wo und wie andere fahren und ob es dort auch Stau gibt. Subjektivität, natürlich. Aus diesem Grund ist es auch wichtig sehr breit zu agieren, um möglichst viele Menschen damit zu erreichen.

Die U-Bahnen sind in sehr vielen Städten eines der wichtigsten Verkehrsmittel. Sie bringen jeden fast überall hin, sind schnell, sauber und (zumindest für den Endkunden) einfach. Leider hat man in vielen Städten verabsäumt, mit dem Wachstum der Stadt, auch das Wachstum der U-Bahnen zu berücksichtigen. Deshalb steckt man heute sehr viel Geld in die Verlängerungen der U-Bahnen, da man Straßen komplett aufgraben muss. Und eines wird sicherlich nicht passieren: Ein Wachstumsstopp. Städte werden immer größer. Das ist keine Frage der Wahrscheinlichkeit. Also sollte eine der ersten Maßnahmen sein, die vorhandenen Strecken zu erweitern, oder sich zumindest den Platz dafür bereitzustellen. Das kostet jetzt viel, kostet später aber noch viel mehr.

Gleichzeitig wäre ein weiterer Schritt, an den neuen Stationen (die dann auch oft am Stadtrand sein werden) Parkplätze zu schaffen. So gelegen, dass man von Autobahnen, oder größeren Straßen, gut hin kommt. Das kann ein einfacher Schotterplatz sein – jedes Auto das hier parkt, fährt nicht in die Stadt. Man steigt um in die U-Bahn. Und natürlich müsste es preislich vertretbar sein, um die Leute zu locken. So etwas gibt es hier und da, wird auch immens genutzt. Doch offensichtlich gibt es noch viel Platz nach oben. Mit dem Neubau von Stationen und Bahnen, wäre das wiederum leichter zu bewerkstelligen. Hier ein paar, dort ein paar – immer den Stationen entlang. Pendlertickets (Park and ride) für die U-Bahn anbieten, günstig genug und die neu geschaffenen Parkplätze damit bewerben.

Zwar kann man auch anfangen Verbote für Fahrzeuge im Stadtkern einzuführen (wie es der einfache Standard ist) – doch man darf nicht vergessen, dass die Menschen ja irgendwo hin wollen. Sie wollen in die Stadt – an einen bestimmten Ort. Also ist es gut, einen alternativen Weg vorzuschlagen, der tatsächlich auch Mehrwert bietet. Viele Städte haben es auch verabsäumt, dass man Umfahrungen baut. Also hat man als Autofahrer keine andere Wahl, als direkt durch die Städte, die überlasteten Ringe und Gürtel zu fahren. Lösung hierfür ist beinahe nur mehr die Untertunnelung, oder auch die weitläufige Umfahrung. Das kostet wie wir wissen auch wieder eine menge Geld und bedeutet jahrelanges Bauen. Doch ist es das wert? Auch wenn die Autos anderes werden – also sauberer im Betrieb mit Elektroantrieb – so wird es wohl immer noch dasselbe Problem geben – es gibt zu viele davon. Investitionen in die Straßen ist und wird wichtig bleiben.

Im Ganzen, darf auch der Verkehr im Kleinem nicht vergessen werden. Zum Glück baut und optimiert man den Sektor von Fahrrad und Fußgeher – so, dass man sich für viele Wege das Auto, oder die öffentlichen Verkehrsmittel gänzlich sparen kann. Es wird oft unterschätzt (hat man das Gefühl), doch eigentlich dominieren Fußgänger die Städte. Ob man vom Haus in die Arbeit geht, oder in ein Geschäft – es liegt noch viel Potential im Optimieren der Wege und Straßen. Das beginnt bei der Beschilderung, geht über Markierungen am Boden bis eigens gebaute Wege, um auch Sicherheit dahinter garantieren zu können. Meistens blockiert man sich ja gegenseitig – Fußgänger laufen einfach über die Straße, Ampeln halten die Autos auf, Radfahrer fahren sowieso wie sie wollen. Vielleicht wäre ein guter Weg, diese weiter zu separieren – man blockiert sich weniger, weniger Stress und schnelleres, optimierteres Vorankommen.

Ähnlich wie mit dem Verkehr, setzte ich den Warentransport auf eine eigene Ebene. Im Gegensatz zum Individualverkehr, kann man ihn nicht reduzieren. Es wird wohl eher mehr werden. Jeder Supermarkt, jedes Geschäft, Post und Artikel aus dem Internet. Alles kommt über die Straße geliefert. Das bedeutet: Alles kommt per LKW, oder Transporter, welche natürlich nach wie vor viel Platz brauchen, sowie großen Einfluss auf die Umgebung haben. Das Problem lässt sich auch nicht einfach lösen, da es an Alternativen fehlt. Einzige für mich denkbare Möglichkeit dem entgegenzuwirken: Transporttunnel in Straßen, die vorerst zumindest Postämter und Verteilungszentren, sowie Großabnehmer vernetzen. Hier wäre es zwar nur bis zu einer bestimmten Größe möglich, aber natürlich würde sich der Verkehr auf der Straße um ein vielfaches verringern. Die Investitionen einer solchen Untertunnelung sind aber wiedermal so hoch, dass wohl keiner einfach anfangen wird, Straßen aufzugraben.

Als letzten Teil des Puzzles sehe ich die Dienstleistungsbetriebe. Denn hier gibt es einfach wenig Potential. Ein Handwerker wird nicht mit sämtlichem Werkzeug in der Ubahn fahren. Material muss angeschafft werden, sowie Leute transportiert werden. Elektrifizierung wird das alles zumindest ökologischer machen, dennoch bleiben diese auf der Straße. Firmen und Wohlhabende werden auch nicht umsteigen. Der Individualverkehr wird hier immer eine große Rolle spielen. Auch, weil man es sich leisten kann – und will.

Vernetzter Morgen

Der Schlüssel für ein besseres Morgen, liegt auch in der Vernetzung. Denn hier liegt tatsächlich viel Potential. Zusammenfassen von Fahrten, besseres und effektiveres Zusammenarbeiten. Teilen von Fahrzeugen. Ein Grund dagegen ist jedoch, dass man gleichzeitig ein wenig gegen die freie Marktwirtschaft arbeitet. Also auch hier wiedermal die alte Frage: Geld oder Leben? Lieber schnell eine gesunde Wirtschaft, oder langfristig einen gesunden Menschen? Zumindest übertrieben ausgesprochen.

Vernetzen muss aber nicht immer digital sein. Man fährt als Beispiel mit der Ubahn bis an den Stadtrand, im selben Bahnhof kann man umsteigen in die S-Bahn, oder in eine weitere Ubahn, die die Menschen raus ins Land bringt. Das sorgt nicht nur für weniger Verkehr, sondern auch für eine stärkere Ansiedlung in Stadtnähe. Aber will die Großstadt, dass Menschen sich außerhalb ansiedeln? Man verliert dadurch natürlich auch Einwohner, die gleichzeitig Einnahmen sind. Doch auch hier ist der Trend wohl nicht aufzuhalten. Leute werden immer in der Stadt wohnen, aber auch genauso am Land. Das ändert sich oft auch mit der Zeit: Vom Kind am Land, bis Student/in und Arbeiter/in in der Stadt, bis wiederum Eltern am Land.

Die Preisfrage, ist eine wichtig Frage. Denn es wird wohl niemand gewillt sein, jeden Tag 3 Euro für das Parken des Autos, sowie zweimal 2 Euro für Ubahntickes (oder mehr) auszugeben. Das mag für wohlhabendere in Ordnung sein, aber da kommen wir auch wieder in den Bereich von: Warum sollte ich das Geld ausgeben? Weil es mit dem Auto dann bereits billiger ist. Jahreskarten drücken weiter den Preis, doch hier werden dann alle ausgespart, die nicht immer in die Stadt fahren, oder sich nicht auskennen. Ein „Park dein Auto und hier ist dein Ticket von 6 – 18 Uhr für die öffentlichen Verkehrsmittel“ Ticket, mit einem Preis, der konkurrenzfähig ist wäre praktisch.

Zusammenfassen von Fahrten ist wiederum eine ganz andere Sache, da dies im Individualverkehr nur mäßig funktioniert. Denn es heißt Individualität, da man sich nach niemanden richten möchte. Nur nach sich selbst. In derselben Firma, mit denselben Zeiten – da ist das gut möglich. Doch viele verzichten lieber auf dreistellige Eurobeträge im Monat, als dass sie sich um andere scheren oder mit anderen mitfahren würden. Plattformen die für einen das Planen übernehmen sind mäßig erfolgreich. Denn vorbehaltlos ist nur kaum jemand gegenüber Fremde im eigenen Auto. Abzocken sind auch wiederum möglich, wenn man sich die Fahrtkosten nicht nur teilt, sondern mit etwas Gewinn ansetzt.

Wenn man weiter in die Zukunft sieht, wird das Thema aber interessanter. Denn hier sieht man Leihautos (wie es diese bereits in der Stadt gibt), die nicht nur wo geparkt und gefahren werden – sie begeben sich selbstständig zum nächsten Mieter. Fahrerlos, ohne Parkplatzsuche und jeder Fahrer übernimmt nur einen minimalen, tatsächlichen Preis der Kosten. Ob das Model Gewinnbringen ist, sei dahin gestellt. Doch es entlastet die Städte ungemein, sowie bringt es einen Mehrnutzen für jeden Fahrer – denn meistens hätten die sonst keine Autos.

Das Model ist aber auch am Land denkbar – insbesondere aber in Form von autonomen, fahrerlosen Kleinbussen, die die Menschen abholen, wenn diese gerufen werden. So können auch Senioren weiterhin einfach einkaufen gehen ohne eigenes Auto, fremde Hilfe und zu einem geringeren Preis eines Taxis. Denn meistens können es sich Pensionisten nicht leisten, 20 Euro die Woche für Fahrten auszugeben und die nächste Bushaltestelle ist oft weit weg.

Vernetzung geht aber noch viel weiter – um aber jede Eventualität abzudecken, das würde den Rahmen sprengen. Lieber auf Realistisches konzentrieren.

Fernverkehr: Von Stadt zu Stadt

Da die Menschen nicht einfach so am Stadtrand auftauchen, wird auch der Fernverkehr immer eine wichtige Rolle spielen. Auch in der Zukunft wird der Individualverkehr da groß mitmischen, da es einfach nicht machbar ist, ländliche und Stadtangrenzende Gebiete mit öffentlichem Verkehr gänzlich abzudecken.

Städte die höheren Einwohnerzahlen haben und +50 Kilometer auseinander liegen, sind meist per Zug verbunden – S-Bahn, Regionalzug und Fernverkehrszug. Dies ist auch ein Verkehrsmittel, das zum Glück immer stärker gefördert wird, doch sind in manchen Ländern etliche Hürden wie Berge/Flüsse/Politik zu überwinden, sowie ist es in verbauten Städten nicht so einfach neue Linien zu bauen, oder alte zu aktualisieren.

Doch das ist bereits heute ein großer Grund, warum man nicht unbedingt in der Stadt leben muss, in der man arbeitet. Menschen fahren eine halbe Stunde mit dem Zug, wohnen dafür im Grünen und sparen sich den Stress der Stadt, sowie einiges an Miete. Natürlich muss man dafür wiederum Tickets kaufen, die auf die Dauer aber wohl günstiger sind, als ein Auto, oder die Miete in der Stadt.

Das Auto an sich ist aber nach wie vor ein Punkt – auch in der Städteverbindung. Denn es werden immer mehr autonome Autos auf der Straße fahren, die dem Fahrer zumindest mal das Autobahnfahren abnehmen werden. Später wohl auch den Weg von und zur Autobahn – also komplett autonom. Da es bereits einen großen Umschwung in Richtung E-Auto gibt, ist auch mehr Ökonomie zu erwarten, vorausgesetzt die Stromanbieter kommen mit erneuerbaren Energiequellen mit.

Doch das ist auch nicht das Ende der Fahnenstange, denn es fehlt eine Steigerungsstufe. Wo bei Autos theoretisch & realistisch bei rund 120-200 km/h und beim Zug im Schnitt bei 200-300 km/h Schluss ist, fängt das Problem für überregionale Reise erst an. Das Flugzeug ist nach wie vor die beste Alternative, auch als Mangel anderer Möglichkeiten.
Wir sind heute in der Lage 1000+ Flugbewegungen am Tag an einem Flughafen abzudecken, trotz der eigentlich sehr komplizierten Abwicklung und Technik, die hinter all dem steckt. Sicherheit ist groß geschrieben, denn immerhin ist es nach wie vor eine Art großer Autobus, der in der Luft fliegt. Doch es funktioniert und man verkürzt Fahrzeiten um das vielfache, oder macht sie überhaupt erst möglich.

Wie oft macht die Mischung den Unterschied. Und da kommen neue Ideen wie der Hyperloop auf. Sie würden als fehlendes Bindeglied zwischen Fernverkehrszug und Flugzeug herhalten und – wenn sie so funktionieren wie man es sich vorstellt – etliche Probleme lösen.

Sie fahren wie ein Zug auf definierten Strecken und das mindestens so schnell, wie ein Flugzeug. Natürlich spart man sich das aufwändige Starten und Landen, sowie kann man das alles mit Strom antreiben, was neben dem sowieso geringerem Energiekonsum, eine noch bessere ökologische Wertung zulässt. Weiters ist es geplant, dass alles in einer Röhre stattfindet – das macht das System weitgehend Wetterunabhängig, sowie kann man weder Etwas, oder Jemanden auf die Strecke legen.

Wie und wann das System läuft, wird sich in den kommenden Jahren zeigen. Fest steht, dass eine solche Möglichkeit der Fortbewegung die Welt weiter grob verändern könnte, denn im Idealfall flitzt man in nur wenigen Minuten in eine andere Stadt. Kann man nur mehr auf einen vernünftigen Preis hoffen. Und weil das System nicht auf lange Züge, sondern eher Kabinen oder Pods (Kapseln) aufbaut, kann es gut sein, dass es keine fixen Startzeiten gibt. Man fährt, wenn der Pod voll besetzt ist.

Zusammenfassung

Ein spannendes Thema, das viele von uns betrifft. Fast jeder von uns bewegt sich in irgendeiner Form in einer Stadt, oder zwischen Städte fort. Die Verantwortung Alternativen zu Autos zu bieten, liegt so auch bei der Stadt, dem Bundesland und dem Land selbst. Städte würden es sowieso nicht verkraften, wenn man auf den Ausbau von öffentlichem Verkehr verzichten würde. Schlaue und durchdachte Ideen würden noch mehr Menschen dazu bewegen, umzusteigen. Das sollte auch die große Priorität sein – die Menschen weiter von der Straße zu holen.

Bleiben nur mehr die Fragen: Können die Städte sich das leisten, wenn sie weniger Einnahmen durch Autos haben? Wie steht das Verhältnis zwischen diesen Einnahmen und der Lebensqualität? Und: Werden die Menschen das auch aktiv annehmen und nutzen?