Mini-PV Balkonkraftwerk

5. August 2022

Erfahrungen und Empfehlungen

Nachdem sich zwei PV-Paneele mit einem Micro-Wechselrichter seit 828 Tagen auf unserem Dach befindet, möchte ich hier mal meine Erfahrungen und auch Daten und Fakten liefern, für alle, die gerne ähnliches machen möchten, oder sich einfach informieren möchten.

Hier ein Link zum Video:

Klick auf das Bild öffnet das Video in YouTube

Was ist ein Balkonkraftwerk?

Der Name kommt wohl daher, dass man vor allem in der Stadt nur einen Balkon hat und dennoch die Möglichkeit haben möchte, Strom für sich und die Familie zu gewinnen. Dabei handelt es sich einfach um meist 1-3 Paneele, die mit einem oder mehreren Wechselrichtern, oft direkt an eine Steckdose angeschlossen sind.

In Österreich sind es bereits 800 Watt für eine solche Anlage, in Deutschland und der Schweiz sind es noch 600 Watt (Stand August 2022). Man muss die Mini-PV Anlage auch meistens dem Netz- oder Stromanbieter melden und mancherorts braucht es auch spezielle Steckdosen. Bitte die eigenen Gegebenheiten vorher prüfen!

Unsere Anlage ist aber nicht auf einem Balkon sondern am Dach – man kann das im Grunde ja montieren wo man will, außer man hat etwaige Einschränkungen vom Haus oder vom Anbieter bekommen. Am Balkongeländer bietet sich es oft an, aber man kann eben auch am Dach, an der Hauswand oder auch am Carport entsprechende Module aufstellen bzw. ordentlich montieren. Hauptsache viel Sonne!

Smart Meter

Ein Hinweis für Smart Meter Besitzer, bzw. auch alte Stromzähler die Saldierend sind. Saldierend bedeutet, dass man bei den drei Phasen die man im Haus oder der Wohnung hat, auf einer Phase Strom erzeugen und auf der anderen verbrauchen kann, der Stromzähler rechnet die Differenz aus und man zahlt entweder die Differenz die man mehr benötigt, oder nichts, wenn man mehr Strom produziert als verbraucht.

Was wirklich wichtig ist, dass man bei solch einer Anlage zumeist keinen Einspeisetarif hat, darum ist der Strom, der zu viel produziert wird, sozusagen einfach weg. Also immer darauf achten, dass man so viel wie möglich Strom selbst verbraucht, denn Mehrproduktion wir nicht vergütet! Auch ein Akkusystem zahlt sich bei der Größe eigentlich nicht aus.

Am Smart Meter kann man aber direkt eingehenden und ausgehenden Strom ablesen und kann so leicht den Stromverbrauch des Hauses im jeweiligen Moment ablesen. Mit der viertelstündlichen Auslesung kann man sogar einen Schritt weiter gehen und im Vorhinein schauen, ob sich eine Mini-PV auszahlen würde.

Beispiel Tag: Man erkennt die Geräte die nachts immer wieder einschalten von 0h bis 7h, dank der Mini-PV sinkt der momentane Verbrauch am Tag immer wieder auf 0, obwohl der selbe Verbrauch der gleichen Geräte anzunehmen ist.

Hat man über tags aber mehr Strom als man verbraucht, ist dieser im Stromnetz verschwunden – man erhält dafür keine Vergütung. Also muss man alles direkt verbrauchen damit man etwas davon hat. Das ist auch das Schwierige daran. Denn wenn man eben keinen Verbrauch hat wenn die Sonne scheint, dann spart man sich auch nichts. Das gilt unbedingt zu beachten!

Optimieren und nutzen

Meiner Meinung zu beachten sind zwei Dinge:

Zeitfenster: Oder einfach, ob die Sonne auf die Paneele scheint. Denn ohne Sonne, gibt es auch keinen Strom. Klar

Serialität: Bedeutet, dass man den Stromverbrauch – soweit möglich – nacheinander ansetzt. Also Kochen, dann Wäschewaschen, dann Akkus vom Rasenmäher laden usw.

Gleichzeitiger Stromverbrauch: Man kann nur wenig selbst produzierten Strom verwenden, wenn viel Strom gleichzeitig verbraucht wird
Stromverbrauch nacheinander: Man kann bei jedem Stromverbrauch einen Teil selbst produzierten Stromes anwenden, was den Eigenverbrauch stark ansteigen lässt

Man sieht, wenn man im Sonnenfenster und nacheinander Strom verbraucht, nutzt man seine Mini-PV Anlage so gut es geht aus.

Was kann man erwarten?

Die Anlage hat geliefert:

  • 1.395kWh in 828 Tagen
  • 1,64kWh pro Tag im Schnitt

Das sind sozusagen Bruttoangaben, da dies nicht beschreibt, wie viel man verbraucht hat. Dafür wurde im Somme ein 13 Tage Fenster gemessen und berechnet:

  • 2,85kWh Erzeugung pro Tag
  • 1kWh Einspeisung
  • 1,85kWh Eigenverbrauch, entspricht hohe 65%
  • 55,55 Cent bei 30 Cent pro kWh pro Tag Ersparnis

Wenn man aus dem Endwert nun eine Abstufung machen möchte wie es über die Monate etwa aussieht, dann kann man mit etwa so einer Kurve rechnen:

Angaben in Cent pro Tag, grobe Schätzung (mehr als Visualisierung gedacht). An vielen Tagen hat man natürlich gar keine Produktion, an anderen womöglich mehr.

Strickt man das Bild nun bis zum Ende, hat man:

  • 30 Cent pro kWh (Beispiel)
  • 600kWh Eigenverbrauch im Jahr
  • Gedeckter Stromverbrauch rund 15%
  • 120 Euro Ersparnis
  • Amortisierung auf rund 5 Jahre

Man sieht, dass sich sogar so eine kleine Anlage auszahlen kann. Es kommt aber wie oft auf viele Faktoren an.

Fazit

Somit muss man am Ende wieder ehrlich sein und sagen: wenn man keine guten Voraussetzungen hat, spart man sich nur ein paar Euro am Ende des Jahres. Andersrum kann man sich aber tatsächlich was sparen.

Da unsere beiden Paneele Südwestseitig am Dach montiert sind, haben wir über das ganze Jahr einen ganz guten Ertrag und auf der Stromrechnung war die kleine Anlage deutlich merkbar, man kann hier von mindestens 5-10 % ausgehen, kommt aber sehr auf die PV Anlage und den Stromverbrauch, sowie die Verbraucher im Haus an, wie wir gesehen haben.

Also wenn man viel Sonne hat, durchgängig Strom verbraucht, oder größere Verbraucher auch in das Sonnenfenster legen kann, dann kann sich solch eine Anlage auch auszahlen. Alternativ kann man mit Timer oder Smarten Steckdosen, auch Geräte bewusst dann einschalten, wenn Strom vom Balkon vorhanden ist. Bei Waschmaschinen und Geschirrspülern ist ein Timer meist nicht nichts mehr neues. Auch als Beispiel Wasserspeicher die mit Strom arbeiten: Einfach dann aktivieren, wenn die Chance auf Sonnenstrom am größten ist, vorausgesetzt man hat genug Liter als Puffer.

Persönlich würde ich aber auch zu Mini-PV Anlagen raten, die so groß sind, wie möglich – Was Platz, oder auch erlaubte Einspeiseleistung betrifft.

Denn oft relativiert sich der Mehrpreis wenn man als Beispiel anstatt einem 300 Watt Mikro-Wechselrichter mit einem Paneel, gleich einen 600 Watt Wechselrichter mit zwei Paneele kauft. Das ist aber individuell zu prüfen. Steckfertige Paneele sind oft deutlich teurer pro Watt, dafür hat man aber auch weniger Installationskosten.

Was bleibt ist also die Erkenntnis, dass sich solche Anlagen ab 5 Jahren auszahlen kann, wenn man entsprechend Sonne auf den Paneelen und genug Eigenverbrauch hat.

Links und weiteres

Link: Hier finden Sie einen Link zu einer Tabelle, die sie downloaden (Datei -> Herunterladen) und selbst anpassen können: Google Tabelle Link