Gehsteig 2.0

11. Juli 2019

KONZEPTIDEE über modulare Gehsteige

Beinahe jeden Tag betreten wir ihn – den Gehweg, Gehsteig, Fußweg, Bürgersteig. Oft denkt man sich bei einem Blick nach unten, dass dieser seine besten Tage bereits hinter sich hat. Unzählige „Flecken“ – also ausgebesserte Bereiche. Unter dem Gehsteig wurde etwas geändert, repariert, oder es ist etwas Neues hinzugekommen. Gibt es bis heute keine bessere Lösung als immer und immer wieder alles aufzureißen?

Ich stelle ein Konzept vor, dass als Anstoß dienen soll.

Bitte beachten Sie, dass es sich hier um eine reine Idee und kein fertiges Konzept handelt.

Der Modulare Gehsteig

Man stelle sich vor, beim Modularem Gehsteig besteht die Gehfläche nur mehr aus Betonplatten. Die Oberfläche könnte man nach Wunsch anpassen – Rillen oder Blindenwege, raue oder feine Oberflächen – sogar eine Schicht Asphalt wäre als Optik möglich. Ganz nach Einsatzgebiet und Wunsch. Der Gehsteig bietet als Beispiel Breiten von 1,0m, 1,2m und 1,5m – je nach vorhandenem und benötigtem Platz (am Bild unten vertikal gesehen).

Diese Betonplatten sind ähnlich breit wie die Gehsteige (also wie oben beschrieben 1,0m, 1,2m & 1,5m), meist sollten sie länger sein um sie an Ecken und Kanten anpassen zu können. Die Länge (am Bild oben Horizontal) könnte 30cm, 60cm oder 90cm sein. Der Lückenschluss (erste oder letzte Betonplatte) des Gehsteiges wird jedesmal zum anpassen sein.

Unter den Betonplatten liegt der Schacht und er hält diese in Position:

Am Bild oben erkennen wir die Betonplatten/Gehfläche mittig, auf den Schacht gelegt. Links davon ist bereits das Haus, rechts als Abschluss ist eine abläufige Betonstufe, die auf die Straße übergeht.

Darunter erkennen wir die Schachtmauern, diese sind auch Module (hier 1,2m Breit, 8cm Tief) und werden mit Ösen produziert, um mithilfe von Verbindungsstangen seitlich miteinander verbunden werden zu können und die gegenüberliegende Schachtmauer auf Abstand zu halten (Beispielidee – es gibt sicherlich viele weitere Systeme, die diese Arbeit gleich, oder besser erledigen, womöglich auch gleich als Beton).

Seitlich wäre eine Art Kupplung der Schacht-Seitenmodule denkbar (als Beispiel links eine Rundung, rechts eine runde Einkerbung), um einen genaueren Spalt zu erreichen, sowie leichte Abweichungen in der Geraden leichter abzufedern.

Die Schachtmauer verläuft so nahe wie möglich am Haus, Zwischenräume werden mit Wasserdurchlässigem Material aufgefüllt um auch als Drainage dienlich zu sein – Feuchtigkeit ist ein großes Problem bei sehr vielen alten Häusern in der Stadt und der Schacht ist je nach Ausbau mehrere Meter tief (Im Beispiel 2,0m). Punktuelle Befestigungen an den Häusern könnten von Vorteil sein, außerdem erlaubt die Modulbauweise eine schnelle Reparatur von beschädigten Modulen bzw. kann man bei Änderungen am Haus leicht Bereiche freilegen und wieder schließen.

Die Betonplatten/Gehflächen vom Haus zur Straße abläufig (Hier etwa 4°), um Wasser soweit möglich, gleich auf die Straße abfließen zu lassen. Der Boden des Schachtes muss genauso wasserdurchlässig sein, um eintretendes Wasser nicht aufzustauen. Es könnten einzelne Lüftungsplatten (Betonplatten mit Metallgitter) im System für einen trockenen Schacht sorgen.

Da die Betonplatten/Gehflächen im Beispiel etwa 100 Kilogramm haben und nicht direkt fassbar sind, kann man sie schwer aus der Position heben (was auch gewünscht ist, da es nicht jeder ohne weiteres schaffen sollte), es werden aber auch Hebemaschinen von Vorteil sein, die die Arbeiter beim Aufbau und bei Änderungen unterstützen. Weiters wäre eine Überlappung der Betonplatten (ähnlich bei Parkett) andenkbar, somit kann nicht einfach jede Betonplatte entfernt werden, sondern nur von bestimmten Stellen aus.

Im Beispiel ergibt sich ein Schacht von 1,0 Meter Breite und 2,0 Meter Tiefe. An der äußeren Schachtmauer teilt man die Höhe in Abteilungen auf:

Möglicher Schichtaufbau der Versorgungen, womöglich wird alles noch mit Sand aufgefüllt.

Erklärung von Oben nach Unten:

  • Netzwerkschicht (Weißes Gehäuse; Internet/Telefon/Stadtverwaltung)
  • Strom (Graues Gehäuse)
  • Gas (Goldenes Rohr)
  • Leitungswasser (Blaues Rohr)
  • Fernwärme (Rotes Rohr)
  • Abwasser (Hellbraunes Rohr; Im Beispiel unter Schacht vergraben, je nach benötigtem Volumen)

Da es sich oft um die Ausläufer der Versorgungskette handelt – also die letzten paar Meter bis zum Haus – müssen die einzelnen Rohre und Leitungen nicht immer groß dimensioniert sein. Die Kabel werden in Wassergeschützen Kabelkanälen geführt. Die Rohre können recht frei auf Halterungen positioniert werden, das erlaubt ein schnelleres Arbeiten und eine schnellere Reparaturarbeit.

Zwecks Frostschutz und Stütze, wäre auch eine Auffüllung von Sand praktisch, welcher Halt und Frostschutz bietet, aber leicht zu entfernen ist, wenn es ein gebrechen gibt.

An den Häusern wird ein kleinerer Schacht (oder ein Rohr) ins Haus geführt, der alle Versorgungen in den Keller bringt. Dieser Schacht sollte wiederum auch so entworfen werden, dass man keine Kältebrücke oder einen Eingang für Schädlinge schafft, aber dennoch verhältnismäßig schnell änderbar wäre. Vor dem Schacht sollten aus Sicherheitsgründen die Flüssigkeiten und das Gas nochmals einen Hahn zum abdrehen erhalten.

Im Kellerbereich bietet sich somit an, direkt an dem Eingang sämtliche Verteiler für das Haus zu installieren. Auch hier ist eine Trennung von Strom & Flüssigkeiten sehr wichtig, sowie die Möglichkeit, das Haus komplett vom Netz zu nehmen. Durch den vereinheitlichten und einfachen Aufbau bzw. einer leichten Überdimensionierung des Schachtes zum Hauses, ist eine schnelle Hinzufügung von z.B. weiteren Internetanbietern schneller und einfacher möglich. Im Schacht vor dem Haus ist oft nur ein Verzweigung der Leitungen notwendig, bzw. können Kabel und Netzwerk auch von den Verzweigungsstellen hergeführt werden.

Die Verzweigungsstellen

An den Eckpunkten, wie z.B. zwischen zwei Häusern oder an Hauptstraßen, werden auch die Hauptleitungen geführt, bzw. die nächst größeren Leitungen zum Zusammenfassen der Gassen/Straßen. Die Struktur wird oft einer Baumstruktur ähnlich sein. In den Verzweigungsstellen wird um einiges mehr Platz sein und auch gebraucht, da hier nicht nur alles aus oft mehreren Straßen zusammenkommt, sondern auch verzweig werden muss.

Das bedeutet für Telefon/Internet oft eigene Verteilerkästen, T & X Verzweigungen für Gas, Leitungswasser und Fernwärme und im Abwasserbereich kann man je nach Gegebenheit auch Förderpumpen einbauen, wenn man an manchen Stellen nicht mit herkömmlichen Abwasserkanälen arbeiten kann (über Brücken, Bergauf, wenig Platz im Erdreich). Auch wichtig ist die Möglichkeit, dass man bei Umbauten/Reparaturen/Notfällen die komplette Gasse/Straße vom Netz nehmen kann. Wasserrohrbruch, Gasleck oder ähnlichem kann man so schnell entgegenwirken.

Da man hier sowieso bereits Strom und Platz hat, bietet sich auch die Verwaltung/Steuerung von Stadt & Straßen an. Das bedeutet, dass man in dem Bereich der Verzweigungsstellen, auch Steuerungen für Ampelanlagen andenken kann, sowie über die Netzwerkabteilung kann die Stadt ihr eigenes Intranet für jegliche Bereiche mitführen.

Ampelanlagen die miteinander synchronisiert werden (am besten als verschlüsseltes VPN im Intranet, keine direkte Steuerung, sondern nur Timing an die Ampelanlage weitergeben, um bei Ausfällen keine größere Probleme zu haben, eventuell kommt da ein eigener Artikel) und auf Verkehrsaufkommen reagieren könnten, Verkehrskameras, Öffentliches WLAN und so weiter. Auch hier ist eine Standardisierung anstrebsam (oder sogar OpenSource, wo mehrere Städte miteinander solche Systeme erarbeiten), um Aufwand und Kosten weiter zu drücken. Zwecks Angreifbarkeit wird aber immer eine strickte (Hardware seitige) Trennung von Intra- & Internet empfohlen.

Als weitere Verteiler sieht man einfach gesagt die Großverteiler, in denen mehrere Verzweigungsstellen zusammen laufen. Je nach Größe des Gesamtsystems, kann hier bereits die Splitting der einzelnen Systeme stattfinden. Das Bedeutet, dass man hier erstmals mit den einzelnen Leitungen zusammenkommt, um sie in einem Schacht zu führen. Diese Verteiler müssen natürlich noch größer dimensioniert werden und müssen eventuell noch mehr Technik zum Verzweigen enthalten.

Auch die Schächte zwischen den Verteilern müssen mitwachsen, um alle Rohrdimensionen inkl. eventueller Erweiterungen fassen zu können. Bei der Führung der Schächte unter Straßen, ist auch ein Schachtsystem andenkbar, das ein oder zwei Schächte breit, quer über die Straße führt. Als oberer Abschluss wären 30cm Betonplatten ideal, da man diese schwarz/weiß als Zebrastreifen tarnen könnte und somit gleich einen weiteren Mehrwert hätten.

Vorteile und Nachteile des Systems

Natürlich darf neben all der Möglichkeiten nicht der Aufwand dahinter vergessen werden. Es müssten zuerst alle Teile des kompletten Systems entworfen werden, Durchführbarkeitsstudien gemacht und das alles noch finanziert werden. Und günstig wird es wohl nicht werden. Dennoch darf man wiederum auch nicht außer Acht lassen, welche Vorteile es über die Zeit bringen wird.

  • Einfaches hinzufügen/entfernen von Häusern an die einzelnen Netze
  • Einheitliches, sauberes Stadtbild, ohne „Fleckerlteppich“ Gehsteige
  • Einfachere Reparaturen und mehr Sicherheit dank Modularität und mehr Möglichkeiten zur Absicherung
  • Schnelleres Hinzufügen von weiteren Anbietern (Internet usw.)
  • Möglichkeit eines eigenen Stadt-internen Netzwerkes für Verwaltung, Steuerung usw.
  • Private Firmen und Infrastukturanbieter (Mobile Netze) können über gewisse Strecken ein eigenes Netzwerk aufbauen indem sie die Infrastruktur anmieten und mitbenutzen
  • Umbauarbeiten für Anrainer werden enorm reduziert, sowie werden Kosten dafür auch gedrückt
  • Vorhandene Gassen und Straßen komplett neu Planen und Platz effektiver nutzen

Abschließende Worte

Die Zukunft der Stadtplanung liegt nicht immer klar auf der Hand – zu viele Faktoren spielen zu viele verschiedene Melodien. Dennoch steht fest, dass man auch in Zukunft Strom brauchen wird, Wasser, Gas & Fernwärme, Internet & Telefon, sowie natürlich auch einen Abwasserkanal. Warum also nicht eine Standardisierung dafür finden?

Der Bau und die Stadtplanung sind ein Bereich, in denen man leicht von so etwas reden, aber es nur sehr schwer umsetzten kann. Eingesessene winken es ab und Erfahrene machen es so wie immer. Es ist ein Bereich, in dem es auch keine große Rolle spielt, möchte man glauben. Straßen werden lieber das hunderte Mal aufgerissen, Rohre gesucht, neue Leitungen verlegt und alles wieder schnell vergraben und mit etwas Asphalt versteckt. Somit braucht es neben Pioniergeist, auch Mut.

Es ist sehr unwahrscheinlich, dass man großflächig anfängt, so etwas umzusetzen. Hier steht auch eher der Wandel der Zeit im Vordergrund – früher oder später werden Straßen erneuert. Neue Gassen und Straßen werden ans Netz angebunden. Vielmehr liegt hier die Möglichkeit begraben, neue Wege zu gehen. Außerdem müsste man im selben Schritt die vorhandene Infrastruktur mitumkrempeln – was in Städten die hunderte von Jahren alt sind, keine leichte Sache ist.

Dennoch liegen die Vorteile auf der Hand – wenn man Experten an das Thema ran lässt, die jegliche Faktoren mitberücksichtigen und aus allen Bereichen ihr Know How für Strom, Wasser, Gas, Internet und so weiter einfließen lassen, zusammenarbeitet und zusammen erschafft, so lässt sich leicht eine Stadt von Morgen bauen. Zumindest was die Versorgungsinfrastruktur angeht.

Städte sind nunmal nicht mehr das was sie waren – zugebaute, vormals ländliche Bereiche. Eine Stadt ist ein Konstrukt des Menschen, vielleicht ist es an der Zeit sich dessen einzugestehen und wie in vielen anderen Bereichen, auch hier in Groß, endlich strukturierter, modularer zu denken. Und quasi die modernen Lebensadern der Stadt schaffen.