Klimawandel im Ego

31. Mai 2019

LIFE mit aktuellen Gedanken über das Klima und den Menschen

Es ist Mitte 2019 und wir haben letzes Jahr das wärmste der Messgeschichte hinter uns gebracht. Zwei Grad über dem Mittel, zwei- bis dreimal mehr Hitzetage und dazu noch große Trockenheit.

Es ist schwierig sich da eine ordentliche Meinung zu machen, auch wenn sich Wissenschaftler ansich seit Jahren einig sind, dass Klimawandel passier (übrigens auch ohne den Menschen) und was gemacht werden muss. Die Frage nach all den Jahre ist aber:

Kann man noch etwas tun?

Die Welt und das Klima wandeln sich so oder so, die Menschheit hat längst den Zenit überschritten und ein Zurück gibt es genauso wenig wie ein Reparieren. Um es mal auf einen unguten Punkt zu bringen. Das sind in vielerlei Hinsicht einfache Fakten, die man akzeptieren muss. In manchen Regionen ist das nur stärker spürbarer als in anderen. Deshalb kann man leicht ignorieren und abstreiten, weil es ja nur andere betrifft.

Der Europäer wird eines Tages aufwachen und vielleicht auch erst dann reagieren, wenn Menschen vor unseren Nase sterben. Wie es in anderen Ländern bereits der Fall ist. Der Amerikaner wird das wohl noch viel länger ignorieren und die ärmsten Volksgruppen haben sowieso nichteinmal eine Wahl.

Abholzung, Monokultur, Pestizide, Insekten- und Bienensterben, aber auch extravagantere Lebensstile wie ständige Reisen, exotische Früchte und unnötiger Energie- & Ressourcenverbrauch füttern die negative Klimabilanz. Es ist auch keine Überraschung, dass uns die oberflächliche „Wir gehen shoppen um uns besser zu fühlen“ Generation nicht retten wird. Sogar ganz im Gegenteil.

Der moderne Mensch aus der Mittelschicht hat eigentlich alles was man braucht, doch ist es ihm langweilig und so denkt er ständig über alles mögliche nach, wobei dieser immer wieder auf eigene Unzulänglichkeiten stößt und diese wiederum durch unnötiges Kaufverhalten befriedigen muss. Auf der anderen Seite stehen Produzenten und Händler, die das natürlich ausnutzen und mit gezielter Werbung noch verstärken. Man nennt es Wirtschaft.

Und dann gibt es noch die Extreme. Die, die sowieso alles leugnen und die, die alles extrem Schwarzmalen. Nur wenn man sich bei Extremen in der Mitte trifft, dann passiert dennoch nichts. Weil es sich aufwiegt.

Gier und Geiz

Wir sind alle Menschen und die Denkmuster sind oft die selben. Wir denken: jetzt bin ich mal dran! Das tun auch ganze Länder. Vor allem wenn man erst nach Jahrzehnten die Möglichkeit hat, sich endlich mit den USA zu vergleichen und gleichziehen möchte. Nur, als Beispiel: Was bedeutet es, wenn Indien so denkt? 1,33 Milliarden Menschen würden plötzlich nach Strom, Wasser, Heizung, Kleidung, Essen, Fahrzeugen, Benzin und allem anderen rufen, was in den USA Standard ist. Und so etwas kann auf die Schnelle natürlich in erster Linie mit Öl, Gas und Kohle befeuert werden. Wie es in den USA der Fall war und nach wie vor ist.

Es ist eben die Gier die einem dazu verleitet, dass man einfach immer mehr will, obwohl man es eigentlich gar nicht mehr brauchen würde. Doch man sieht jemanden anderen an und denkt sich: Das will ich auch! Es geht einem schlecht und man befriedigt das durch Kaufen, Essen und Unterhaltung. Ansich ja nichts verwerfliches, doch nimmt das oft Formen an, die an Maßlosigkeit grenzen.

Geiz ist dann wiederum etwas, das die Hintertüre zuknallt. Denn wie viele gibt es, die Spielzeug und Kleidung lieber wegwerfen, anstatt sie zu spenden? Man nimmt auch niemanden im Auto mit trotz 4 freier Plätze, gibt sowieso nichts ab von dem man genug hat – wie auch Geld, oder einfach etwas Essen für Bedürftige.

Das Ich

Eine er wichtigsten Werbebotschaften der letzten Jahrzehnte: Du bist das Wichtigste im deinem Leben. Was ja auch stimmt, doch dieses zum Teil sehr ignorante Denken hat zu zahlreichen Problemen geführt. Man verlernt das soziale Beisammensein, die Familie wird weniger wichtig. Alles macht man nur für sich selbst, Hauptsache man hat Geld, das Auto oder die Wohnung. Das Smartphone nicht vergessen.

Beziehungen werden dadurch sehr oberflächlich, sogar nur zweckgebunden. Man interessiert sich für kaum jemanden wirklich, man rennt dem Geld und Erfolg nach.

Und warum das ganze? Weil die Wirtschaft was verkaufen möchte. Nichts weiter. Nur nimmt man jedem damit das Selbstbewusstsein, an sich selbst zu arbeiten und zu wachsen. Ohne Likes, ohne neuer Klamotten und ohne möglichst billiger gekaufter Urlaubsfreude auf fernen Inseln.

Kleine fortschrittliche, gegen den großen Rest

Sieht man sich also die Länder der Erde an, so wird man erkennen, dass vor allem kleinere und reichere Länder die Fähigkeit haben, tatsächlich etwas zu bewirken. Misst man das gegen die Länder ab die die Bilanz der nächsten Jahre negativ beeinflussen werden, dann ergibt sich da ein sehr viel schlimmeres Bild.

Denkt man auch noch daran, dass 50 Prozent der Weltbefölkerung nach wie vor unter der Armutsgrenze leben und diese mehr und mehr die Möglichkeit haben werden, auch am westlichen Lebensstil teilzunehmen, dann verschärft sich die Bilanz noch weiter.

Kurz gesagt: Die Länder und Menschen die etwas machen, haben in Wirklichkeit keine Chance gegen den Rest. Das ist traurig, aber die Wahrheit. Darum gibt es in manchen Ländern Geburtenkontrollen. Und Länder wie China setzten im großen Stiel auf erneuerbare Energie, decken damit aber oft auch nur den Mehrbedarf. Und der steigt täglich.

Positiv ist, dass viele der Länder nicht die selbe Reise durchmachen müssen, wie westliche Länder. Man kann also aus der Armut, direkt auf Smartphones, sparsame Computer und LED umsteigen. Das sorgt für eine Anpassung des Lebensstil, ohne den Energiehunger gleichermaßen zu erhöhen. Doch müssen die Gerätschaften auch wo gebaut und auch wieder wo recycelt werden. Hofft man zumindest.

Also?

Ist Klimawandel auch eine Egosache? Ja, meiner Meinung nach. Denn was bringen einen die schönsten Vorsätze, wenn man wieder mit der Zigarette im Regen steht und verzweifelt daran zieht.

Wenn sogar etwas so zähes wie das Klima sich wandeln kann, dann wird der Mensch das hoffentlich auch noch schaffen können. Bewusster leben, mit Energie vernünftiger umgehen, weniger nur an egoistischen Denkmustern festhalten. Als Mensch, als Gruppe, Stadt und Land. Vielleicht sogar als eine Welt.

Das Ego des Menschen, das Selbstbewusstsein und der Selbstwert – untergraben von Werbung, Magazinen und den Menschen umher – spielt womöglich tatsächlich eine große Rolle. Vielleicht auch der Gedanke zu verlieren, zurück stecken zu müssen.

Doch was bringt mit heute ein Sieg, wenn meine Kinder morgen tatsächlich ums Überleben kämpfen müssen. Ist es das wert? Will ich ihnen das wirklich antun?